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Bitcoin und Blockchain – Risiken und Chancen für Verbraucher

Die Veranstaltung über Bitcoin und Blockchain am 21. Juni 2018 im Rahmen der jährlichen Konferenz zu Finanzdienstleistungen in Hamburg zeigte, dass Verbraucher mit Kryptowährungen nicht anonym bezahlen und zahlreiche Risiken bestehen, sowohl bei der Geldanlage als auch im Zahlungsverkehr. Digitale Währung kann verloren gehen, gehackt werden oder an Wert verlieren bis hin zum Totalverlust. Gerade aber die Technologie, die dahinter steht, bietet für Banken und Versicherungen große Chancen, Prozesse zu automatisieren und damit Kosten zu senken. Davon sollen in Zukunft auch Verbraucher profitieren.

Bitcoin und Blockchain

Eine zentrale Frage war, wie anonym digitale Währungen sind und welche Chancen aber auch Risiken Kryptowährungen haben. Dass es sich bei den Kryptowährungen jedenfalls bisher nicht um eine Alternative zum Euro handelt, wurde allgemein bestätigt. Viel bedeutsamer für die Finanzbranche ist die dafür genutzte Technologie Blockchain, die wahrscheinlich die Finanzwelt nachhaltig verändern wird. Die dezentrale Technologie Blockchain, kann nicht nur bei Bezahlsystemen eingesetzt werden, sondern auch in zahlreichen anderen Bereichen, zum Beispiel in Form von Smart Contracts, durch die Versicherungs- und Bankverträge automatisiert abgewickelt werden können.

Smart Contracts sind für Verbraucher bisher nicht so sichtbar, wie es eine neue Währung ist, die aufgrund der Wertsteigerungen in den letzten Jahren Spekulanten angelockt hat, über die Medien gerne berichten und die durch die scheinbar anonyme Bezahlung etwas Geheimnisvolles umgibt.

Bitcoins sind nicht wirklich anonym

Die Diskussion auf der Veranstaltung zeigte, dass digitale Währungen zwar keine personenbezogenen Daten enthalten, aber keineswegs anonym sind. Entsprechend plädierte Dr. Thilo Weichert als Datenschützer für eine Möglichkeit, auch bei digitalen Währungen alltägliche Zahlungen anonym zu ermöglichen. Andernfalls würden Bürger bei jeder Zahlung in Zukunft Datenspuren hinterlassen. Der Bürger habe ein Recht auf anonymes Bezahlen und Schutz seiner Daten. Diese Diskussion müsse man klar trennen von der Geldwäsche, bei der es um ganz andere Beträge geht.

Im Gegensatz dazu sah der Vertreter der Deutschen Bundesbank für eine anonyme digitale Währung keinen Anlass. Es wurde aber deutlich, dass Bargeld weiterhin eine wichtige Funktion bei Alltagsgeschäften hat, zumindest in Deutschland. Wie die Zukunft aussehen wird, zeigte das Beispiel Schweden, bei der Bargeldzahlungen mehr und mehr durch Kartenzahlungen verdrängt werden.

Digitale Währungen als Zahlungsmittel geeignet?

Digitale Währungen wie Bitcoin und Ether werden derzeit dezentral von privaten Anbietern ausgegeben. Während bei herkömmlichen Währungen der Staat Kontrolleur der Geldmenge und gleichzeitig Garant ist, dass diese als Zahlung akzeptiert werden, gibt es diese zentralen Funktionen bei den Kryptowährungen nicht. Daher wird bei den Kryptowährungen viel von Vertrauen und Fälschungssicherheit geredet. Tatsächlich bestehen zahlreiche Gefahren für Verbraucher. Dies bestätigte nochmals die Diskussion der Experten.  

Die Aufsichtsbehörden halten sich bei Kryptowährungen weitestgehend zurück und sehen darin keine Gefahr einer Parallelwährung. Dr. Martin Diehl von der Deutschen Bundesbank führte dazu aus, dass es von der Bundesbank derzeit keine Überlegungen zu Alternativen für das Bargeld gibt. Insbesondere das Giralgeld, also das Geld, dass von Girokonto zu Girokonto überwiesen wird, reiche neben dem Bargeld für die Versorgung mit Zahlungsmittel für die Bevölkerung aus.

Kryptowährungen als Geldanlage?

Deutlich wurde, dass die derzeitigen Risiken für Anleger und Verbraucher bei Kryptowährungen und ICO’s (Initial Coin Offerings) als Geldanlage kaum überschaubar sind. Verluste und Pleiten werden daher gerade in den kommenden Jahren erwartet, weil eine staatliche Kontrolle in Deutschland weitestgehend fehlt.

Notwendiger gesetzlicher Rahmen

Aufgrund der fehlenden Regulierung wurde deutlich, dass in Zukunft gesetzliche Regelungen bei Kryptowährungen und für die Nutzung der Technologie Blockchain bei Finanzdienstleistungen zu erwarten sind. Insbesondere Rechtsanwalt Stefan Ziemprich von der Kanzlei Fieldfisher sprach sich dafür aus, bei einer Regulierung vorsichtig zu sein und technische Entwicklungen dadurch nicht zu behindern. Denn Anbieter würden in dem Fall schnell Alternativen im Ausland suchen. Frank Christian Pauli vom Verbraucherzentrale Bundesverband betonte dagegen, dass Verbraucher dabei aber auch ausreichend geschützt werden müssen.

Blockchain als Zukunftstechnologie

Von der Technik Blockchain versprechen sich Banken und Versicherungen sehr viel, weil damit Verträge automatisiert werden können. Durch Voreinstellungen können zum Beispiel Beträge im Versicherungsfall automatisch ausgezahlt werden, ohne dass es einer weiteren Prüfung durch einen Menschen bedarf. Die Finanzbranche arbeitet daher im Hintergrund an Anwendungsmöglichkeiten, insbesondere zur Kosteneinsparung. Verbraucher sehen davon zurzeit wenig, sollten aber von der Technik langfrist durch sinkende Kosten profitieren. Ob dies nur Vorteile für die Verbraucher hat, wird die Zukunft zeigen.

Der Hintergrund

Auf der Veranstaltung am 21. Juni 2018 in Hamburg diskutierten Experten der Bundesbank, des Datenschutzes, der Anbieterseite und des Verbraucherschutzes Fragen über Bitcoin und die dahinter stehende Technologie Blockchain. Moderiert wurde die Veranstaltung von Rechtanwalt Dr. Achim Tiffe der Kanzlei JUEST+OPRECHT Rechtsanwälte, der bereits 2016 zum Thema „Bargeld – wie sicher ist digitales Bezahlen“ Stellung genommen hat. Dr. Achim Tiffe ist Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht.

Die Veranstaltung war ein erster Aufschlag, die verschiedenen Dimensionen des Themas von der neuen Technik bis hin zur Entstehung neuer Produkte und die Veränderungen der Finanzdienstleistungsbranche aufzuzeigen. Dabei beschäftigen die Referenten vor allem Fragen, was dies für Verbraucher und Endkunden bedeuten wird.